Vor 100 Jahren ging in Forbach das Murgwerk in Betrieb – das war der Beginn der staatlichen Stromversorgung in Baden. Um seine Entstehungs- und weitere Geschichte und die vieler anderer Energieerzeuger im Murgtal geht es in der diesjährigen Winterausstellung.
Allein über 20 Sägemühlen entlang der Murg und ihren Zuflüssen zählte der junge Forstmann Karl Friedrich Jägerschmid, als er im Jahr 1800 das Flusstal von der Quelle bis zur Mündung durchwanderte und seine Beobachtungen auf dieser Wanderung im Buch „Das Murgthal: besonders in Hinsicht auf Naturgeschichte und Statistik“ schilderte.
Mit Wasserkraft, die durch ein Mühlrad auf die jeweiligen Werke übertragen wurde, wurden nicht nur Säge-, sondern auch Stampf-, Korn- und viele andere Mühlen angetrieben. Es war ein direkter Antrieb – stand das Mühlrad still, stand auch die Maschine still. Genauso war es mit anderen Energien: Die Kerze oder der Kienspan, das offene Feuer und später der Herd, sie alle waren direkte Energielieferanten.
100 Jahre später wurden etliche dieser ehemaligen Mühlen für die Gewinnung einer neu entdeckten Energiequelle genutzt: des elektrischen Stroms. Er machte es als indirekter Energielieferant möglich, den Antrieb für Maschinen und Haushaltsgeräte oder die Beleuchtung über weitere Strecken zu transportieren. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden Mühlen mit Turbinen versehen und zur Stromgewinnung genutzt. Die großen Firmen und die Orte Gernsbach, Forbach und Bermersbach im unteren Murgtal machten den Anfang, als Pionier im oberen württembergischen Teil gilt aber auch der Müller Johannes Trück aus Baiersbronn-Obertal, der 1909 in seine Kornmühle eine Turbine einbaute und fortan die Obertaler mit Strom versorgte.
Auch Theodor Bergmann, der umtriebige Gaggenauer Fabrikant, der 1894 schon die ersten Automobile im Murgtal produzierte, kaufte Mühlen bzw. rüstete sie um, um in ihnen Strom für Ottenau und später Gaggenau zu erzeugen.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in der Politik Überlegungen, die Stromproduktion nicht ausschließlich privaten Anbietern zu überlassen, sondern ordnend und regulierend einzugreifen.
1912 wurde der Bau und Betrieb eines Murgwerkes durch den Staat im badischen Landtag per Gesetz beschlossen, doch es dauerte noch bis November 1918, ehe das oberhalb von Forbach gelegene Werk vollständig in Betrieb ging. In den 1920er Jahren wurde es durch den Bau des Raumünzachwerks und schließlich der Schwarzenbachtalsperre erheblich erweitert.
Die Baugeschichte, der Aufbau und die Funktionsweise des heutigen Rudolf-Fettweis-Werks bilden einen Schwerpunkt der Ausstellung. Erzählt werden aber auch die Geschichte und Geschichten rund um die Strompioniere im Tal. Die Ausstellung präsentiert außerdem zahlreiche alte, nicht nur elektrisch betriebene Arbeits- und Haushaltsgeräte aus den Museen und Sammlungen des Murgtals. Und in der begleitenden Fahrzeugausstellung geht es um ein aktuelles Thema – alternative Antriebe: vom Hybrid-Unimog über Elektro-Eigenbauten der Auszubildenden der Carl-Benz-Schule bis zu einem der vielen preisgekrönten E-Rennflitzer der Studenten des Karlsruher Instituts für Technologie.
Zur Ausstellung gibt es ein attraktives Begleit-Programm mit Aktionstagen, Kraftwerksbesichtigungen und Film- und Vortragsabenden:
Rudolf-Fettweis-Werk Forbach
8.12.2017 14:00 Uhr und 27.1.2018 10:00 Uhr
Rudolf-Fettweis-Werk Forbach und
Schwarzenbach Talsperre
24.2.2018 und 3.3.2018 jeweils 10:00 Uhr
Wasserkraftanlage in Hörden und
Netzleitstelle Stadtwerke Gaggenau
14.3.18 und 18.4.2018 jeweils 16:00 Uhr
Schwarzenbach Talsperre
17.3.2018, 24.3.2018 und 14.4.2018
jeweils 10:00 Uhr
Weitere Veranstaltungen :
13.12.2017, 19:30 Uhr Filmabend
„Karl Drais-Urknall der Mobilität“
21.1.2018 Familientag zum Thema
„Energie”
23. November 2024
20. Oktober 2024