Von Hans-Peter Hegmann Gaggenau
- Dass man im Unimog-Museum in Gaggenau nicht nur die ausgestellten
Fahrzeuge besichtigen, sondern auch jede Menge Unterhaltung und
Wissensvermittlung zur Heimatgeschichte erleben kann, demonstrierte die
Museumsleitung bei einem erneuten Familientag. Rund um das Thema der
aktuellen Winterausstellung "Von Erzen, Sandstein und Granit" über die
(Ge)-Steine und ihre Gewinnung im Murgtal bot sie wieder ein attraktives
Programm für Kinder und Erwachsene. Zunächst machte sich
trotz Minustemperaturen und leichten Schneefalls bereits am Morgen eine
Gruppe von zwölf Kindern mit Eltern und dem Geologen und Pädagogen Dr.
Andreas Megerle auf eine Exkursion zum hinter dem Museum liegenden
Schanzenberg. Dabei erfuhren die Teilnehmer viel über die in Millionen
von Jahren entstandene Umgebung. "Geologen wollen immer in die Steine
hineinschauen, weil man in ihnen wie in einem Buch lesen kann",
schwärmte Megerle. Mit großer Begeisterung machten sich die Kinder mit
Schutzbrille und Geologenhammer ausgerüstet an den eingesammelten
Steinen zu schaffen. Dabei gab es manche Überraschung und es herrschte
beste Stimmung.
Im Vortragssaal des Museums stellte inzwischen
Kreisarchivar Martin Walter einen Menschen vor, der noch vor Beginn des
Automobilzeitalters das Murgtal bis in die heutige Zeit geprägt hat.
Nicht vom Tellerwäscher zum Millionär, aber vom Maurer zum Architekten
und Inhaber eines der größten Bauunternehmen in seiner Zeit hat es der
1796 in Weisenbach geborene Johann Belzer in der Mitte des 19.
Jahrhunderts gebracht. Er begründete die Murgtäler Steinbruch- und
Bauindustrie und hinterließ als Zeitzeugen in der Region bis in die
heutige Zeit viele historische Bauwerke. So ist vielen nicht bekannt,
dass unter seiner Regie fast alle Brücken der Rheintal-Eisenbahn
zwischen Mannheim und Basel gebaut wurden. Er hatte sich seine
Kenntnisse als Baumeister und Architekt, aber auch seine ausgeprägten
wirtschaftlichen Kenntnisse im Selbststudium bei seinem Vater, einem
Maurermeister, angeeignet. Sein Unternehmertum begann zunächst mit dem
Bau einer Kapelle in Kuppenheim. Über unzählige Schul- und Pfarrhäuser
sowie große Kirchen und markante Gebäude wie die Trinkhalle in
Baden-Baden erhielt er einen Auftrag beim Bau der Rastatter
Bundesfestung. Er gründete für die Gewinnung des Baumaterials die zum
Teil heute noch existierenden Sandstein- und Granitsteinbrüche in der
Umgebung und trug damit außerordentlich zur wirtschaftlichen Expansion
im Murgtal bei. Dabei fanden besonders die aus beiden Materialien
gefertigten großen Säulen viele Abnehmer in Baden und bis Berlin. Es ist
belegt, dass er in seiner Firma zu jener Zeit bereits über 1200
Mitarbeiter beschäftigte.
Vor dem Museum demonstrierte der vom
Schweizer Unimog-Club angereiste Andreas Burren eine heute völlig
verschwundene Technik, die früher ganze Maschinenhallen in Fabriken
mobil gemacht hat. Mit Hilfe eines über die Antriebscheibe an der
Seitenzapfwelle seines Unimog gelegten breiten Lederriemens treibt er
einen Steinbrecher an. Das Monstrum aus dem Jahr 1934 knackt mit lauten
Geräuschen die bereitliegenden Murgkiesel und macht daraus Schotter für
den Wegebau. Kinder durften sich kleine Kiesel aussuchen, die von Burren
- einzeln gebrochen und in kleine Tütchen verpackt - den staunenden
Kindern geschenkt wurden. So werden selbst für die Kleinsten alte
Technik und Heimatkunde lebendig.
Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, 21. April, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen.